HEDWIG-WACHENHEIM-GESELLSCHAFT E.V.

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Unser gesamtes Handeln basiert auf unserem festen Bekenntnis zu den Grundwerten Solidarität, Toleranz, Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit.

Über Hedwig Wachenheim

Am 27. August 1891 wird Hedwig Wachenheim als Kind einer angesehenen jüdischen Bankiersfamilie in Mannheim geboren. Nach einer für „höhere Töchter“ damals üblichen Erziehung durch Privatlehrer und am „Großherzoglichen Institut“ ist Hedwig Wachenheim für die frühe Heirat vorbestimmt. Sie widersetzt sich dem Willen der Mutter und schreibt sich 1912 in Berlin an der von Alice Salomon gegründeten Sozialen Frauenschule mit dem Ziel ein, mit dieser Ausbildung später auf eigenen Füßen stehen zu können.

Zur Arbeiterbewegung kommt sie durch eine Beziehung und spätere Verlobung mit dem Mannheimer Reichstagsabgeordneten Ludwig Frank, dem Wortführer der süddeutschen Revisionisten in der SPD und deren Reichstagsfraktion. Bereits kurz nach Ausbruch des 1. Weltkrieges, am 3. September 1914, fällt der Kriegsfreiwillige Ludwig Frank bei Baccarat.

Ab 1916 arbeitet Wachenheim in der Berliner Kriegswohlfahrtspflege und übernimmt ab 1917 erste Parteiämter in der MSPD. Als nach Ende des 1. Weltkrieges Marie Juchacz gemeinsam mit Elfriede Ryneck die Arbeiterwohlfahrt aufzubauen beginnt, holen die beiden Wachenheim sowohl in den Vorstand des Hauptausschusses sowie in den Vorstand des Berliner Bezirksverbandes.

Als einziger Frau mit einer sozialen Ausbildung in der Führung der Arbeiterwohlfahrt, kommt ihr beim Aufbau der Organisation eine besondere Rolle zu.

Soziale Arbeit wurde im Kaiserreich von bürgerlichen Frauen ehrenamtlich geleistet. Wachenheim vertrat die These, dass dieses Feld auch für Frauen aus der Arbeiterschaft geöffnet werden muss und dies nur gelingen kann, wenn man es professionalisiert. Frauen sollte es ermöglicht werden, mit sozialer Arbeit ihren Lebensunterhalt zu bestreiten.

1928 wird auf Initiative von Wachenheim und unter ihrer Leitung eine Wohlfahrtsschule der Arbeiterwohlfahrt zur Ausbildung von FürsorgerInnen in Berlin eingerichtet.

Im gleichen Jahr wird Hedwig Wachenheim zudem in den preußischen Landtag gewählt, dem sie bis 1932 angehört.

Beim Aufbau der Arbeiterwohlfahrt wächst Wachenheim in eine Schlüsselstellung im Netzwerk der beiden wichtigsten Trägergruppen der Arbeiterwohlfahrt – Arbeiterinnen und jüdische Intellektuelle, wie Helene Simon und Walter Friedländer – hinein. Der Wohlfahrtsverband entwickelte auf der Basis des nicht-diskriminierenden Prinzips, jedem zu helfen der Hilfe bedarf, das für die Weimarer Zeit wegweisend war, neue Konzepte der sozialen Arbeit.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten emigriert Hedwig Wachenheim im Sommer 1933 zuerst nach Frankreich, dann nach England und 1935 übersiedelt sie in die USA. Dort lebt sie überwiegend von Forschungsaufträgen für die „New School of Social Research“. Sie engagiert sie sich in der dortigen Exilorganisation deutscher Sozialdemokraten „German Labor Delegation“. Im Rahmen dieser Arbeit setzt sie sich nach der Besetzung Frankreichs 1940 erfolgreich für die Einreise von durch die Nationalsozialisten verfolgten Menschen in die USA ein.

Nach Kriegsende kehrt sie 1945 als Mitarbeiterin der US-Militärregierung nach Deutschland zurück. Sie widmet sich insbesondere dem Wiederaufbau der sozialen Sicherungssysteme, der Wiederzulassung und dem Wiederaufbau der im Nationalsozialismus verbotenen Arbeiterwohlfahrt.

1951 übersiedelt sie wieder in die USA und widmet sich ab 1955 im Rahmen eines Forschungsauftrages der „University of California, Berkeley“ ihrem wissenschaftlichen Hauptwerk „Die Deutsche Arbeiterbewegung 1844-1914“.

Sie stirbt am 8. Oktober 1969 in Hannover. Beigesetzt wird sie auf dem jüdischen Friedhof von Mannheim.

Hedwig Wachenheim

Hedwig Wachenheim Straße

Hedwig Wachenheim wurde mit einer Straße geehrt!

Neben Tamara Danz und anderen wurde, am Donnerstag dem 16.11.2006, auch Hedwig Wachenheim mit einer Straßenneubenennung auf dem neu erschlossenen Anschutz Areal geehrt.

Damit würdigt der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg die Leistungen der ehemaligen Leiterin der Wohlfahrtsschule der Arbeiterwohlfahrt am Belle-Alliance-Platz 7 (heute Mehringplatz), beim Aufbau des Berufsfeldes der Sozialen Arbeit, ihren politischen Kampf gegen den Nationalsozialismus und ihr Wirken für den Aufbau sozialstaatlicher und demokratischer Strukturen Entwicklung nach dem 2. Weltkrieg.

Die Montage der Straßenschilder wurde von einem Festakt begleitet, der vom Bezirksmuseum Friedrichshain-Kreuzberg vorbereitet worden ist. Neben Bezirksbürgermeister Franz Schulz erinnerten auch Albini Zöllner und die Band Silly an das künstlerische Werk von Tamara Danz.